thomas wagner - malerei

Ich kann meine Arbeit nicht als Malerei bezeichnen. Vielmehr bin ich Zeichner. Bei den unzähligen Landschafts -und Aktzeichnungen, die ich während meines Grundlagenstudiums anfertigte, entdeckte ich meinen Hang zur Linie. Ich fand heraus, wie ich sie mit den verschiedensten Werkzeugen fließen lassen mußte, um ihr Leben einzuhauchen. Wenn ich versuchte, ein Bild z.B. mit Ölfarbe zu malen, konnte ich eine bestimmte Art von Leichtigkeit oder Flüssigkeit nicht erreichen.

Trotzdem interessierte mich Farbe. Ich suchte nach Möglichkeiten, die Farbe wie bei einer Zeichnung auf die Leinwand zu bringen. Ich benutzte farbige Tuschen, um Linien zu malen und schüttete extrem verdünnte Acrylfarbe darüber, verteilte sie mit der Hand, wie wenn man Zeichenkohle verwischt. Diese Technik kombinierte ich mit den verschiedenen Zeichentechniken (Kreide, Kohle, Bleistift usw.) Auf gefärbtem Papier wirkten die bunten Linien und Flächen homogener, verbanden sich besser. Also grundierte ich auch meine Leinwände farbig, um einen Untergrund wie Zeichenpapier, nur viel größer und stabiler zu haben. Auf diesem Untergrund konnte ich unbegrenzt viele Zeichnungen übereinanderlagen oder gar das ganze Bild übergrundieren um noch einmal von vorn anzufangen. So hatte ich meine Technik gefunden. Ich konnte nun auf großen Formaten farbig zeichnen.

Ich zeichne nicht mehr nach (bzw. vor) der Natur, sondern lasse einfach Linien fließen und sich zu Figuren und Zeichen entwickeln, verdecke die Linien teilweise wieder mit Farbe, lasse neue Linien darüber fließen. Mal kantig, spröde mal elegant und weich, wie es gerade die Komposition erfordert, im Gleichgewicht zu bleiben. Am Ende kommen dabei meist landschaftsartige Welten zustande, in denen mir kleine und große Wesen kleine und große Geschichten erzählen.

Das wichtigste, was eine solche Komposition von mir haben muß, ist ein Sog, eine bestimmte Tiefenwirkung. Dieser Sog entsteht durch das Übereinanderlagern von Ebenen, die intuitive Kombination verschiedener technischer Möglichkeiten. Wenn man im Auge behält, daß jedes Tröpfchen Farbe, jede kleinste Bleistiftlinie ihren Ausdruck entfaltet, selbst wenn sie sich unter einer ausgetrockneten Farblache über die Leinwand kämpft, entsteht diese Vielschichtigkeit, die eine räumliche Tiefe suggeriert, nicht im Sinne von perspektivisch genauer Räumlichkeit, sondern ein universeller Raum.
Bilder entstehen bei mir meist in Serien. Ich arbeite mit wenigen archaischen Zeichen, Symbolen und Figuren, die ich unwillkürlich immer wieder und wieder setze, zerstöre und neu setze. Diese Reduzierung ist der Punkt von dem aus sich ein Universum von komplexen Zusammenhängen bildet, die mich in diesem Moment ausmachen.

 
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